Nach 14 Tagen und 23 Stunden sind wir am 1. Juni 2017 in Horta auf der Azoreninsel Faial angekommen. Wir haben von Bermuda aus 1.887 Seemeilen, das sind etwa 3.600 km, zurückgelegt. Wir hatten zwei mal richtig schweres Wetter, einmal 48 Stunden und einmal 24 Stunden lang, stürmische Winde mit 8 Windstärken, Wellen von 5 – 6 Metern und einer sehr unangenehmen Kreuzsee. Wir hatten mehrere Flauten, in denen wir motort sind. Selten hatten wir für uns angenehmen raumen oder halben Wind von 15 – 20 Knoten. Zum Schluss, als Faial schon in greifbarer Nähe war, bekamen wir noch 24 Stunden lang Wind mit Stärke 6 „auf die Nase“, also von vorne. Wir mussten hart am Wind segeln (motoren war bei den Bedingungen nicht möglich). Dabei spülten ständig Wellen über Deck, es war laut und nass. Umso schöner war es, als wir gegen 14 Uhr in den Hafen von Horta einliefen.
Der Pico, mit über 2.300 m Portugals höchster Berg, ist von Horta gut zu sehen. Er liegt auf der Nachbarinsel von Faial, der Insel Pico.
Horta macht einen sehr aufgeräumten und sauberen Eindruck. Die Stadt ist klein, nur ca. 6.500 Einwohner.
Die Marina von Horta ist im Mai/Juni jeden Jahres sehr gut besucht. Das ist die Zeit, in der die Yachten, die den Atlantik von West nach Ost überqueren, also von Amerika nach Europa, hier eintreffen. Es wird aber keine Yacht wegen Überfüllung des Hafens abgewiesen. Die Schiffe werden „ins Päckchen“ gelegt, also zu mehreren nebeneinander an die Kaimauer, und es werden einfach mehr Schiffe an die Päckchen drangelegt. Traditionell malt jede Yacht ein Bild auf die Kaimauer. Das sind teilweise kleine Kunstwerke, es macht Spaß, die Bilder zu betrachten.
Unsere Diana liegt direkt an der Kaimauer. Stets geht es hier mit der Tide einen Meter auf und ab, so dass wir sie sehr gut abfendern müssen und lange Festmacherleinen benutzt haben. Die äußerste Yacht neben uns ist übrigens „Regina“, die ehemalige Yacht von Leon Schulz (Autor von Sabbatical auf See).
In Horta gibt es einen traditionellen Treffpunkt der Atlantiküberquerer, das „Peter Cafe Sport“. Generationen von Seglern haben hier ihren Gin Tonic oder ihr Bier getrunken und auf die gelungene Atlantiküberquerung angestoßen. Alle Seglerlegenden aus meinen (Markus) Büchern waren schon einmal hier, Bobby Schenk, Rollo Gebhard, Joshua Slocum, Bernard Moitessier und unzählige mehr.
Das Cafe ist stets gut besetzt und es herrscht eine ganz besondere Atmosphäre. Viele Wimpel und Bilder an den Wänden erinnern an die Crews von Yachten, die bereits hier waren. Wir geben auch einen Köln-Wimpel ab und erhalten im Gegenzug den Wimpel von Peter. Mal sehen, ob demnächst der Köln-Wimpel bei Peter aufgehängt wird.
Ich (Markus) bin sehr stolz auf meine Familie, da wir es zusammen zwei mal über den Atlantik und bis hierhin geschafft haben. Das „Cafe Sport“ auf den Azoren war immer schon ein Sehnsuchtsort von mir und bis vor einigen Jahren hätte ich nicht geglaubt, dass wir es mit unserem eigenen Boot bis hierhin schaffen könnten.
Auf Faial heißt es auch wieder Abschied nehmen. Hier von Nick und Isa von der Schweizer Yacht Nalu. Wir haben uns sehr gut mit den beiden verstanden. Die ARC-Europe fährt von Faial aus nur drei Tage nach unserer Ankunft weiter in Richtung Festland-Europa (mit kurzen Stopps auf zwei weiteren Inseln). Das ist uns zu schnell. Wir möchten noch länger auf den Azoren bleiben und trennen uns daher hier von der ARC.
Bei der ARC-Europe Feier auf Faial gibt es ein sehr schönes Buffet mit Spezialitäten der Azoren (ausgerichtet von Tourismusdirektor der Azoren). Nach vielen Tagen auf See mit eher bescheidener Kost freuen wir uns sehr darüber.
Nestor ist von der Buffet-Idee begeistert und bereitet uns einige Abende später sein eigenes Buffet in unserem Schiff.
Nach einer Woche auf Faial mieten wir uns ein Auto um die Insel auch abseits des Hauptortes Horta zu erkunden. Wir wandern zur Caldeira, dem Krater des erloschenen Vulkans.
Viele Kühe gibt es hier.
Das Wetter ist aber nicht so schön. Es ist recht kühl. Nachts 15/16 Grad, tagsüber 18/19 Grad. Oben auf dem Berg noch kälter, so dass wir uns warm anziehen müssen. Wir hoffen, dass es in den nächsten Tagen etwas sommerlicher wird.
Wir haben am Schiff einige Reparaturen zu erledigen. Das wichtigste ist die Problematik am Ruder (Spiel); dann weiter die auf der Überfahrt aufgetretenen Undichtigkeiten bei schwerem Wetter. Wie schön, dass auf dem Steg Harry mit seiner mobilen, in einem Lastwagen untergebrachten Werkstatt, steht. Harry ist vor einige Jahren mit seinem Schiff Grisu in Horta „hängegeblieben“ und sesshaft geworden. Er ist gelernter Schiffsbauer, kommt ursprünglich aus dem Ruhrgebiet und macht Holz, Stahl und Gfk-Arbeiten. Er und sein Mitarbeiter Lorenz erledigen unsere Anfragen sehr gut und schnell, zwischendurch ist immer mal Zeit für einen Schwatz. Danke Harry und Lorenz!