Auf dem Weg von den Azoren nach Portugal

Die letzte Etappe von den Azoren nach Portugal legt die Diana nun ohne den ARC zurück. Damit ist leider auch das komfortable Tracking über yb nicht mehr möglich. Erstaunlicher weise zeigt aber Find Ship trotz der großen Entfernung zum Festland weiterhin die Position an. Auf dem Bild die Situation am 06. Juli 2017 um 6:00 UTC.

Seit Dienstag gibt es genügend Wind (5-6 Windstärken), allerdings kommen die Wellen von der Seite und machen das Segeln ungemütlich. Trotz der Reparatur in Horta auf den Azoren dringt in die Backbordkoje immer noch etwas Wasser ein. Da dort niemand schläft hält sich die Beeinträchtigung jedoch in Grenzen.

Am Samstag wird voraussichtlich das Kap in Sagres passiert, dem südwestlichsten Punkt des europäischen Festlandes. Dann geht es weiter an der Algarve zur Marina in Lagos. Dort endet die Reise dann nach ziemlich genau einem Jahr.

Back to Europe IV: Ein Fisch hat angebissen!

Aktuelle Position am 29.05.17 um 18:30 UTC. Noch 370 NM bis Horta/Azoren. Voraussichtlich Ankunftszeit 1. Juni 22:36

Bordbuch Bermuda zu den Azoren 23.5.2017 bis 28.5.2017

7. Tag, Dienstag, 23.5.2017

Elke: Auf dieser Strecke heißt es, ganz oder gar nicht. Sehr viel Wind oder kein Wind. Nach 24 Stunden Starkwind flaut der Wind urplötzlich auf 13-15 kn ab.  Nach einigen Nachtstunden bei angenehmen Winden legt sich der Wind und wir müssen heute wieder motoren. Könnte es nicht freundlicherweise einige Tage 15-19 kn halber Wind haben, damit wir auch mal Strecke machen? Wir sind allerdings froh, dass die Bedingungen wieder moderater sind, wir lüften, trocknen (erstaunlich, wo das Wasser unter Belastung überall durchkommt), putzen und räumen auf. Freitag soll der Wind wieder stärker werden, bis dahin betreiben wir Schiffsputz und holen Schlaf nach.

Heutiges Etmal: 124 nm. Wir kommen uns vor wie ein nicht sonderlich schneller Wasservogel (meine ursprüngliche Bezeichnung habe ich nach lautstarkem Protest von Markus abgeändert). Entweder motoren wir unter 5 kn oder der Wind ist zu stark oder zu schwach, um vernünftig zu segeln. Naja, irgendwann kommt auch das Entlein einmal an. Quack.

Eine Schule Delphine spielt um unser Boot herum, taucht durch die Bugwelle, springt vergnügt aus dem Wasser und surft über die Wellen. Es macht immer wieder Spaß, ihnen zuzugucken. Ansonsten sehen wir zwei Vögel, wahrscheinlich Seeschwalben.

Die Nacht verläuft ruhig. Ich höre mal wieder Musik unter dem sternenklaren Himmel. Unendlich viele Sterne, die bis zum Horizont reichen, weshalb ich des Öfteren einen tief stehenden Stern misstrauisch beäuge, ob es sich nicht um ein anderes Schiff ohne AIS handelt. Aber kalt ist es geworden.

8. Tag, Mittwoch, 24.5.2017

Elke: Oskar steht bereits um 06.00 Uhr auf, um diese Gerätschaft auszuhängen, mit der man schuppige Kaltblüter fangen kann. Nur der frühe A… fängt den  dicken F… – heute aber nicht.

Heutiges Etmal: 117 nm, ganz o.k. Nur noch 1000 nm bis Horta!

Ein sehr gemütlicher Tag. Wir motoren unter der Sonne und kleinen Passatwölkchen über die fast glatte See. Nach dem Bootsputz wird die Mannschaft geputzt. Ich schneide Markus und Oskar die Haare, Nestor ist morgen dran. Alle duschen, wegen des  Motorens sogar mit warmen Wasser, welch Luxus (warmes Wasser haben wir, wenn wir mit dem Motor fahren oder den Heißwasserboiler anstellen, letzteres geht allerdings nur mit Landstrom).
Morgen abend bis Freitag mittag soll es noch mal ungemütlich werden, 24 kn Wind mit Böen bis 32 kn. Mal schauen. Wir könnten schon Wind brauchen, bis Horta motoren können wir nicht. Heute haben wir wieder 70 l Diesel eingefüllt, aber die Menge ist endlich. Nach unserer Berechnung müsste aber alles passen. Ansonsten müssen die Kinder ins Dingi und rudern… 😉

Neumond. Alles dunkel, auch keine Sterne zu sehen. Wir kommen gut voran.

Markus: Seit Mitternacht segeln wir wieder ohne Motorunterstützung. Der Wind hat zugenommen auf 12 – 15 Knoten, genau von hinten. Der Sternenhimmel ist toll, allerdings ist es mir zu kalt, um lange draußen im Cockpit zu bleiben. Am Tag war es heute aber sonnig und angenehm warm. Ich lege mich während meiner Nachtwache aufs Salonsofa und beobachte die Instrumente über W-Lan auf dem Handy. Alle 30 – 60 Minuten strecke ich den Kopf aus dem Schiebeluk für einen Rundumblick. Noch ein wenig ausruhen kann nicht schaden, denn morgen Abend soll es wieder starken Wind = wenig Schlaf geben.

9. Tag, Donnerstag, 25.5.2017

Elke: Das Wetter hat seinen eigenen Kopf und schon Donnerstag vormittag frischt der Wind auf bis zu 26 kn. Hoffentlich ist das schlechte Wetter nur schneller als angesagt und nicht länger. Unverdrossen begeben wir uns ans Vatertagsfrühstück mit Toastbrot, Knäckebrot, Schwarzbrot und Rührei. Und feiern Bergfest! Noch 880 nm bis Horta, d.h. wir haben mehr als die Hälfte geschafft!

Heutiges Etmal: 132 nm. Nicht schlecht. Wir haben das gereffte Großsegel eingeholt und segeln nur noch mit der Genua. Dadurch liegen wir viel ruhiger. Es hat auch mal wieder ordentlich Wellen, obwohl im Maximum nur 3,4 m angesagt waren.

Oskar: Ich habe einen Fisch geangelt! Heute Vormittag lag ich mit Nestor vorne, als Papa plötzlich sagte: Hier ist sehr viel Druck auf der Leine. Ich glaube, da ist ein Fisch dran. Nachdem ich das gehört habe, hab ich schnell alle Sachen geholt und bin rausgesprintet. Papa hat die Leine eingeholt und dann haben wir gesehen, dass ein Fisch dran ist! Juhu! Als wir ihn dann beim Boot hatten, wollten wir ihn mit der Gaff hochholen, aber wir  haben den Haken nicht in den Fisch reingekriegt, also haben wir ihn so an der Leine hochgeholt. Dann haben wir gesehen, dass es ein schöner 5-7 kg Bigeye oder Albacore Tuna ist .  Papa hat ihn dann getötet und filetiert. Es hat viel geschaukelt und wir hatten viel Wind (in Böen bis zu 27 Knoten), deswegen konnten wir ihn nicht so gut filetieren. Als Köder habe ich einen schwarzen Tintenfisch mit roten Federn genommen, in dem der Haken gut versteckt war. Als Vorfach habe ich eine 2m lange, 1,6 Millimeter dicke Monofilament (Nylon) Schnur genommen.


Als wir uns gerade erholen wollten, haben wir einen schönen Wal aus dem Wasser springen sehen. Er ist noch ein paar mal gesprungen und ist dann wieder weggeschwommen.

Elke: Der Wal war wahrscheinlich ein Grindwal, ca. 5 m groß. Vielleicht auch ein junger Pottwal. Oskar freut sich über den Fischfang und wir sind alle stolz!  Heute Abend gibt es Thunfisch-Steak mit Reis. Wahrscheinlich waren die Stahlvorfächer zu sichtbar und haben die Fische abgeschreckt. Jetzt werden alle Köder umgerüstet auf Nylonvorfächer

Markus: Wir haben uns schon seit einigen Tagen ernsthafte Sorgen wegen eines lauten „Kong“ gemacht, das gelegentlich aus Richtung Ruder zu hören war. Nachdem es immer öfter „Kong“ machte, hatte ich alle Verbindungen an Ruder und Autopilot in unserem Technikraum überprüft. Da war alles in Ordnung. Aber ich wusste immer noch nicht, woher das Geräusch kam. Heute bei den wiederum großen Wellen wurde das Geräusch lauter und kam auch öfter. Ich glaube, ich habe die Stelle gefunden. Das Ruder ist einmal im Rumpf unten befestigt und zum zweiten im Rumpf oben, unter dem Cockpitboden. Dort ist eine Befestigungsschraube gebrochen und die anderen waren gelockert. Bei großen Wellen bewegte sich das Ruder in seiner Befestigung und machte das laute Geräusch. Ich habe alle Schrauben wieder befestigt und nun geht es. Allerdings scheint das Ruder insgesamt zu viel Spiel zu haben, hier muss durch die Beanspruchung der letzten Monate etwas ausgeschlagen/abgenutzt sein. Wir müssen das im Hafen überprüfen lassen, denn mit eine der unerfreulichsten Sachen für uns wäre ein defektes Ruder. Wir könnten nicht mehr steuern und wären manövrierunfähig, müssten uns wahrscheinlich vom Schiff abbergen lassen.
Direkt nach dieser Reparaturaktion biss an Oskars Angel der Thunfisch an und Papa durfte mit dem Messer die blutigeren Notwendigkeiten eines Fischfangs übernehmen….
Zu einem Vatertagsbierchen kam ich dann nicht mehr, da anschließend die Wellen und das Geschaukel so stark wurden, dass an Alkoholika nicht zu denken war. Wird im Hafen nachgeholt.
Elke: Zum Abendessen gibt es Oskars Thunfisch in Olivenöl mit Knoblauch und Limetten. Lecker!

10. Tag, Freitag, 26.5.2017

Elke: In der Nacht hat es noch ordentlich Wind mit Böen bis 28 kn. Beim Rundumblick draußen sehe ich nix. Der Wind pfeift im Rigg und es regnet. Ungemütlich! Wie schön, wieder in unsere helle und warme und trockene kleine Oase Diana zurückzukehren!
Der Tag beginnt trüb und ungemütlich. Die See ist grau, aufgewühlt und dicke graue Wolkenfetzen ziehen vorbei. Schnell wieder rein. Erst gegen Mittag lässt der Wind nach.
Heutiges Etmal: 119 nm.
Den restlichen Thunfisch verarbeiten wir zu Thunfischtartar. Auf Schwarzbrot – köstlich! Einen Tag nach dem Fang schmeckt der Thunfisch noch besser, anscheinend lässt man ihn am besten einen Tag (im Kühlschrank) ruhen.
Markus:  Für das Thunfischtartar hacken wir den rohen Thunfisch in
kleine Stückchen. Dann kommen sehr kleine Zwiebelchen, Senf und Olivenöl dazu. Einige Stunden durchziehen lassen und fertig. Rezept von Doris von der Hamaka, danke Doris, schmeckt super!
Elke: Nachdem Markus sich um das Ruder gekümmert hat, entfällt das nervende Kong, das uns ziemlich beunruhigt hat. Ein Ruderbruch wäre ein absolutes worst case-Szenario! Ich habe überhaupt keine Lust, uns von einem Frachter abbergen zu lassen und unser schönes Schiff zu verlieren. Wir haben für sehr viele Dinge an Bord Ersatz dabei (nach dem Prinzip: auf See nur redundante Systeme), aber nicht für das Ruder, obwohl ein Ruderbruch nicht ganz selten vorkommt. Und ob wir wirklich aus der Badezimmertür ein Ruder gebastelt bekämen, bezweifeln wir beide sehr. Es gibt Windsteueranlagen mit eigenem Ruder (z.B. Hydrovane), an die ich gerade sehnsüchtig denke. Aber anscheinend hat Markus des Pudels Kern gefunden und die Nerven beruhigen sich allmählich.
Da es hier ja niemals langweilig wird, schläft der Wind natürlich wieder schnell ganz ein. Nachdem wir einige Zeit mit den Segeln experimentiert haben, schmeißen wir wieder den Motor an. Die Batterien freuen sich.
Heute beißt kein Fisch an, aber wir haben noch genug und sind ganz zufrieden.

11. Tag, Samstag, 27.5.2017

Elke: Die Nachtwache unter Motor verläuft ereignislos und verhilft zu erholsamen 20 Min. Schläfchen. Ich stelle mir den Wecker auf alle halbe Stunde, checke dann den Plotter über WLan auf dem Handy (sehr praktisch!) (Windstärke, -richtung, unsere Geschwindigkeit, sind andere Schiffe in der Nähe?), den Batteriemonitor (noch genug Saft ?- entfällt beim Motoren), mache draußen einen schnellen Rundumblick (es haben ja leider nicht alle Schiffe aktives AIS, Segelstellung etc.) und falle dann sofort wieder in Schlaf, gegen morgen auch tatsächlich sofort in Tiefschlaf. Diese Fähigkeit trainiert man sich nach einigen Tagen auf See an. Wäre eigentlich auch für Flüge, Zugfahrten und lange Besprechungen ganz praktisch… (ich arbeite noch an der Tarnung). Wenn man wegen des Wetters die ganzen Wachen voll konzentriert sein muss, ist man am nächsten Morgen (nach netto etwas 4 Stunden Schlaf) ziemlich gerädert. Und es wird nicht besser, zumindest als Zwei-Mann/Frau-Crew mit Kindern, die sich dann an’s Frühstück und die Schulbetreuung usw. begeben muss.
Seit 0600 Uhr segeln wir wieder. Zwar nicht so schnell, aber stetig geht es unserem Ziel entgegen. Heute würden wir sowieso nicht gerne ankommen, es hat 35 kn Wind mit Böen bis zu 50 kn auf den Azoren! Da bleiben wir lieber noch 650 nm entfernt. Wobei, die Hubschrauberreichweite von den Azoren beträgt wohl 400 nm, innerhalb dieses Radius zu sein, wäre komfortabel.
Heutiges Etmal: 113 m.
Keine Fische gefangen. Eine Seeschwalbe und fünf Delphine gesehen. Und jede Menge Portugiesische Galeeren.

12. Tag, Sonntag,  28.05.2017

Markus: Abends und in der Nacht frischt der Wind auf, 19-24 Knoten, raumer Wind von Steuerbord, für uns gut, Wellen noch ok.  Wir werden schneller und erreichen mal wieder „normale“ Geschwindigkeiten um die 6 – 7 Knoten. Die aktuelle Windvorhersage bis Horta ist gut, ordentlicher Wind bis immerhin Dienstag, dann kaum Wind mehr. Würde heißen bis Dienstag segeln und dann noch ca. 2 Tage bis Donnerstag/Freitag motoren, dann sollten wir da sein. Dafür hätten wir noch genug Diesel im Tank. Dienstag könnte aber auch, wenn wir Pech haben, eine Starkwindfront kommen. Müssen wir weiter beobachten.

Auf dem Nordatlantik reiht sich – wie Perlen an der Schnur – ein Tiefdruckgebiet an das Nächste. Sie ziehen immer auf derselben Route, von Nordamerika über die Azoren (oder nördlich daran vorbei) nach Nordeuropa. Bei uns daheim sind das dann die „atlantischen Tiefausläufer“, die unser Wetter nicht immer angenehm machen. Im Sommer verlagert sich das Azorenhoch, ein Hochdruckgebiet, das in der Regel etwas weiter südlich zwischen den Bermudas und den Azoren liegt, weiter nach Norden. Die Tiefdruckgebiete werden dann weit nach Norden abgedrängt und erreichen uns nicht mehr, wir haben Sommerwetter.

Über uns ziehen also im Moment die Tiefdruckgebiete hinweg. Das Wetter ist dabei in etwas so: Im Tiefdruckgebiet starker Wind, hohe Wellen, teilweise Regen. Segel reffen und durchhalten, durchkommen, ist angesagt. Dann folgt eine kurze Periode mit gutem Segelwind. Der Wind wird schwächer und es folgt eine Flaute. Schließlich geht das ganze Spiel wieder von vorne los mit dem nächsten Tief.  Der Wind dreht dabei mit den Tiefdruckgebieten. Für uns heißt das, dass wir häufig Segelstellung und Größe verändern müssen. Bullenstander an den Großbaum anbringen, Baum nach Backbord, Genua an Spinnakerbaum ausbaumen, Segel reffen, Segel einholen, Motor an, Segel wieder raus, Motor aus, Großbaum nach Backbord ausbaumen mit Bullenstander, Genua an Spinnackerbaum nach Backbord u.s.w. Anstrengend ist das!

Elke: Hauptsache, das Tiefdruckgebiet am Dienstag bleibt 400 nm nördlich von uns, wie angesagt. Im Kern hat es Wind bis 41 kn mit Böen bis 60 kn, brrr, das wollen wir gar nicht näher kennen lernen. Notfalls heißt es beidrehen und abwarten.

Öfter mal was Neues: Heute beim Frühstück macht es plötzlich „Kongkongkong“ und hört nicht mehr auf. Ist eine Leine los? Nein, das Geräusch kommt von unten. Hat sich etwas um den Kiel gewickelt? Wir nehmen Fahrt aus dem Boot und tatsächlich schleifen wir hinter dem Heck eine rote Leine hinter uns her, die aber zu tief im Wasser liegt, um sie mit dem Bootshaken zu fassen. Eine Unterwasser-Untersuchung mit Oskars Gopro (sehr praktisch!) bestätigt: Es hat sich etwas um den Kiel gewickelt. Wir versuchen zunächst mit einer Halse, den Störenfried loszuwerden. Tut sich nichts. Wir halsen noch einmal und ich entwerfe schon einmal eine Tauch-Burka für Markus, weil als nächstes der Tauchgang inmitten der Portugiesischen Galeeren anstünde. Da taucht hinter dem Heck eine olle Fischerboje nebst roter Leine auf. Puh! Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass uns eine Boje auf dem offenen Atlantik erwischt? Naja, es werden ja auch Leute vom Blitz getroffen. Wir sind froh, dass sich das Problem so einfach erledigt hat und frühstücken weiter. Ansonsten hat es nämlich bestes Segelwetter, raumer Wind mit 19 bis 22 kn und Sonnenschein. Wir kommen gut voran.

Markus:
Das Etmal beträgt 128 Seemeilen. Wir stellen die Uhr um eine Stunde vor. Noch ein weiteres Mal Uhr vorstellen und wir haben die Azoren-Zeit.

Wir segeln den ganzen Tag angenehm weiter. Raumer Wind aus Südwest, 16 -22 Knoten, die Sonne scheint und wir kommen gut voran. Wir backen zwei Brote. Auch Abends und in der Nacht bleibt der Wind. Andere Schiffe haben wir heute nicht gesehen.

Back to Europe III: Bericht von Bord auf dem Weg zu den Azoren

1. Tag, Mittwoch, 17.5.2017

Elke: Es geht wieder los! Wir wäre gerne noch länger auf den gastfreundlichen Bermudas geblieben, aber mit der ARC geht es Schlag auf Schlag weiter, was ja auch gut ist. Um 10.15 Uhr legen wir ab und um 11.10 Uhr kurz nach Startschuss überqueren wir die Startlinie. Leider hat es wenig bis gar keinen Wind, wir motoren daher gen Nordosten. Einige Boote haben sich direkt für einen östlicheren Kurs entschieden, wir auf Rat von Wetterwelt (wir haben eine telefonische Wetterberatung in Anspruch genommen) für einen nördlicheren Kurs, weil wir ab ca. 35. Breitengrad dort mit Wind rechnen können.

Die See ist ruhig und die Sonne scheint. Kurz hinter Bermuda bemerken wir viele kleine durchsichtige bis zartrosa Segelchen im Wasser.  Es handelt sich um Portugiesische Galeeren, eine Quallenart mit sehr langen Nesselfäden, deren Berührung äußerst schmerzhaft ist.  Na gut, wir wollten hier sowieso nicht so gerne schwimmen gehen. Sonst passiert nichts Bemerkenswertes, Fisch fangen wir natürlich wie immer nicht. Zum Abendessen gibt es statt dessen asiatische Gemüsepfanne, lecker.

Nach unserer Wochentour nach Bermuda sind wir immer noch an das Leben auf See gewöhnt, aber haben uns auch in den vier Tagen auf Land gut ausgeruht.  Ein angenehmer Zwischenstopp. Nachdem Markus auf Bermuda Dieselfein- und –vorfilter  gewechselt hat, läuft der Motor wieder rund. Und der alte analoge Laderegler, den Markus wieder eingebaut hat, tut seinen Dienst und lädt die Batterien gleichmäßig, ohne dass sie zu heiß werden. Wir haben 210 l Diesel im Tank und 240 l Diesel in Kanistern dabei (Markus neues Hobby: Dieselkanister in der Chandlery kaufen. So viel kann ich gar nicht nach Taschen oder Schuhen gucken, wie wir uns Kanister angeguckt und gekauft haben). Wir sind also gewappnet.

Es gibt sehr viele Sterne zu sehen, der Halbmond geht erst spät auf. Wir kommen uns sehr klein vor auf dem riesengroßen und dunklen Atlantik. Glücklicherweise sind wir nicht allein, die Nalu fährt wieder mit uns und außerdem die Mila II, ein Boot aus Prag, und die Ijsbjörn aus den USA.

2. Tag, Donnerstag, 18.5.2017

Elke: Unser Etmal beträgt 115 nm, wir motoren halt leider nicht so schnell. Mit unserer Geschwindigkeit unter Motor sind wir gar nicht mehr zufrieden, wir haben schon auf dem Weg nach Bermuda bemerkt, dass wir viel langsamer als vergleichbare Boote sind und auch viel langsamer als wir es sein sollten. Denn Motorleistung haben wir genug  (Volvo Penta 40 PS). Wir führen das schon auf den recht abgenutzten Faltpropeller zurück und liebäugeln damit, ihn in Portugal gegen einen neuen Festpropeller (mit Ropecutter) einzutauschen. Davon haben wir jetzt aber leider nichts.

Der 2. Tag beginnt wie der erste aufgehört hat, mit wenig Wind und viel Sonne.  Nach dem ersten Tag Schonfrist auf See triezen wir beide Kinder mit Mathematik, die Bordschule hat wieder begonnen.
Beim Einfüllen mehrerer Dieselkanister sehen Markus und ich einen großen grauen Körper vorbeigleiten. Ein großer grauer runder Kopf hebt sich immer wieder aus dem Wasser. Die Kopfform ist unverkennbar, das kann nur eine Schildkröte sein! Aber hier draußen und so groß? Das Tier war sicher 3,50 bis 4 m lang. Wir schauen nach, es muss sich um eine Lederschildkröte handeln, die bis zu 800 kg schwer werden können. Leider sind sie auch vom Aussterben bedroht. Wahrscheinlich verfolgt und vertilgt die Schildkröte die unzähligen Portugiesischen Galeeren. Was für eine schöne Begegnung!

Oskar: Heute hab ich (wie jeden Morgen) meine Angel (Handrolle) ausgeworfen. Leider hab ich noch nie was gefangen, obwohl ich nach den Angelbüchern alles richtig mache. Genügend Leine raus, richtige Köder, Ruckdämpfer richtig, sogar eine Alarmanlage hab ich gebaut, aber bei mir will einfach nichts anbeißen! Ich hab unendlich viele Köder gekauft (und benutzt), aber es hat trotzdem nichts gebracht. Naja, der Tag ist noch nicht zu Ende! Heute werde ich etwas fangen (hoffentlich)!

Markus: Kurz vor dem Abendessen sehen wir Delphine. Es sind drei Tiere, grau mit hellgrauen Tupfern. Sie spielen um den Bug unseres Schiffes herum. Wir freuen uns!

Abends machen wir den Motor aus, der zur Unterstützung der Segel mitgelaufen ist. Die Ruhe ist sehr angenehm. Wir sind aber langsam, ca. 4 – 4,5 Knoten, immer noch wenig Wind.

Nachts wird es spürbar kälter. Vorbei ist die warme Karibikzeit, in der wir Tag und Nacht Shorts und T- Shirts und keine Schuhe getragen haben.

3. Tag, Freitag 19.05.2017

Markus: Es hat sich zugezogen; keine Sonne mehr, dafür Wolken. Wir nähern uns dem 35. Breitengrad Nord. Der Wind ist weiterhin recht schwach, 3 – 4 Beaufort, Raum bis achterlich, nicht genug um über 5 Knoten zu fahren.

Elke: Also wieder Motorunterstützung. Dafür scheint ab mittags die Sonne. Und nachdem wir das Großsegel mit dem Bullenstander gesichert und das Vorsegel ausgebaumt haben, können wir unter Passatbesegelung wieder ausschließlich segeln. Welch angenehme Ruhe. Wir brechen zwar keine Geschwindigkeitsrekorde (4 kn…), sind aber zufrieden. Der Weg bis zu den Azoren ist noch weit (1550 nm) und unser Dieselvorrat begrenzt.
Heutiges Etmal: 113 nm. Nicht toll, aber angesichts der leichten Winde o.k.
Wir finden einen kleinen toten Oktopus auf Deck, den Oskar direkt als Köder verwendet. Und wirklich holt Oskar ihn abends halb durchgebissen aus dem Wasser, leider fehlt die Hälfte knapp unterhalb des Hakens. So dumm sind die Fische hier anscheinend nicht, deshalb verschmähen sie wahrscheinlich unsere künstlichen Köder (die zugegebenermaßen ziemlich unecht aussehen).
Die Nacht ist sehr dunkel und friedlich. Wir gleiten mit mittlerweile wieder akzeptabler Geschwindigkeit von 5 kn dahin. Leider ist das AIS-Signal der Nalu nicht mehr zu sehen. Gelegentlich sehen wir das Signal der Ocean Gem und eines niederländischen Nicht-ARC-Schiffes. Und ab und zu das Signal eines einsamen Frachters.

4. Tag, Samstag, 20.5.2017

Elke: Im Laufe des Vormittags segeln wir in eine freundliche Strömung, die uns beachtlich vorwärts schiebt. Mit 13 bis 15 kn Wind erreichen wir enorme 7 bis 8 kn! Wir sind begeistert! Schönstes Segelwetter, kaum Welle von hinten und wir kommen voran! Nachdem der Wind nachmittags auf 20 kn auffrischt und wir mit bis zu 9 kn (11 kn beim Surfen!) dahinzischen, reffen wir schweren Herzens. Auf Dauer wollen wir das dem Autopiloten nicht zumuten.
Das Etmal beträgt erfreuliche 131 nm.
Sonst passiert nichts Bemerkenswertes. Es gibt Mamas Chili sin Carne. Ein paar Portugiesische Galeeren und zwei Vögel kommen vorbei. Wie immer kein Fisch am Haken. Dazu äußere ich mich einfach nicht mehr.
Wir funken mit der Ocean Gem, die kurze Zeit später leider vom Plotter verschwindet. Jetzt haben wir gar kein AIS-Signal mehr auf dem Schirm, schade.

5.Tag, Sonntag, 21.5.2017

Markus: Wir warten auf die angekündigte Winddrehung gen Norden. Nachts um drei Uhr macht sie sich plötzlich bemerkbar. Und zwar sehr plötzlich: Erst gibt es ordentlich Wind mit 7 Bft von West, dann innerhalb von Sekunden einen Dreher auf Nord, Starkregen und wenig Wind. Es wird erheblich kälter. Zum ersten Mal seit langem habe ich wieder das Ölzeug angezogen. In dieser Nacht gab es wenig Schlaf. Definitiv ist das hier nicht mehr die Barfußroute.

Das heutige Etmal: 131 nm. Schön!

Elke: Der Tag ist dann schön, mit Sonne und moderaten Winden bis 18 kn. Wir spielen Maumau und Uno und bewundern Oskars Atomkraftwerke-Quartett (sehr lustig, vor allem, wenn man mit den meisten Störfällen gewinnt). Für heute Nacht ist wieder stärkerer Wind bis 25 kn mit Böen bis 30 kn angesagt, deshalb weichen wir etwas nach Süden aus.  Aber nur wenig bis 35 Grad 30 Nord, denn die preisgegebene Höhe müssen wir uns ja wieder hocharbeiten. Unser Ziel Horta auf Faial liegt auf 38 Grad 32 Nord und 28 Grad 37 West.

An der Angel hängt wiederum kein Schuppentier, aber darüber spreche ich ja nicht mehr.

In der Nacht kommt der angekündigte Starkwind: 22kn bis 29 kn, Böen bis 34 kn, dazwischen immer wieder schwächerer Wind um 16 kn. Wellen um 5 m. Puh, reffen, ausreffen, reffen… ganz schön anstrengend.  Aber unser guter Autopilot meistert jede noch so hohe Welle mit Bravour. Wir versuchen, ihm nicht zu viel Druck zuzumuten und haben dementsprechend wenig Segelfläche: Großsegel im 3. Reff und ein Gästehandtuch Genua (manchmal auch ein Handtuch, aber auf gar keinen Fall ein Badetuch). Deshalb sind wir nicht besonders schnell, 4 bis 5 kn. Aber wir bewegen uns stetig gen Osten.

5. Tag, Montag, 22.5.2017

Elke: Es geht so weiter. Viel Wind, viel Welle. Aber im Hellen sieht die Welt schon anders aus. Wobei, diese Wellen, die da von achtern angerauscht kommen, möchte ich eigentlich lieber nicht sehen. Gut 5 m hoch kommen sie angerollt und bäumen sich hoch über dem Heck auf. Während man sich noch fragt, ob das wohl gut geht, geht schon elegant das Heck unserer Diana in die Höhe und sie surft die Welle hinunter.  Die Schräglage gleicht der Autopilot bis zur nächsten Welle aus. Ab und zu erwischt uns ein dicker Brecher von der Seite, aber dank Markus Schottbrett aus Madeira hält sich der Wassereinbruch im Salon in Grenzen. Im Cockpit ist es allerdings sehr nass. Und es wird kalt.
An Angeln ist bei dem Wetter nicht zu denken (wenn es eh nicht geht, kann man ja drüber schreiben ). Ich glaube, sämtliche Fische haben sich lieber einige Etagen tiefer verzogen als sich diesen Vollwaschgang anzutun.
Das heutige Etmal: 119 nm.

Oskar: Heute ist viel Wind. Deswegen machen Nestor und ich unsere „Sturmtaktik“. Ins Bett legen und Ipad spielen.
Elke: Ausnahmsweise genehmigt

Markus: Im Schiff kommen wir uns vor wie in der Waschmaschine. Ständig spült Wasser über die Luken und Fenster. Es ist laut. Es finden sich immer mehr feuchte Stellen im Schiff, vor allem an den Fenstern. Heute Abend oder in der Nacht soll der Wind abnehmen. Noch merke ich nichts davon, gerade (16:30 Uhr) hatte es eine Bö mit 34 Knoten = 8 Windstärken. Hoffentlich hält unser Autopilot der Belastung auf Dauer stand. Ich habe kurz versucht, selbst von Hand zu steuern, das ist ungeheuer anstrengend, das Schiff bei der Bewegung  auf Kurs zu halten. Faszinierend, wie der Autopilot stur den eingestellten Kurs fährt. Von 13 Uhr bis 15 Uhr habe ich Schlaf nachgeholt. Jetzt ist Elke dran. Die Jungs liegen auf den Salonsofas und lesen/spielen IPad. Ich habe keine Lust auf eine weitere Sturmnacht. Ich krabbele nach hinten in den Technikraum, der kein Raum ist, sondern eine 60 cm hohe Kammer.  Bei plötzlichen Ruderbewegungen hatte ich ein Geräusch gehört. Dort überprüfe ich alle Verbindungen der Ruderanlage und des Autopiloten. Alles fest. Überprüfen beruhigt mich.

Elke: Im Schiff ist es eigentlich ganz gemütlich, wenn uns nicht gerade eine Welle richtig durchschüttelt. Dann heißt es, irgendwo sehr gut festhalten und abwarten. Auf diesem Törn ist noch keiner durch’s Schiff geflogen. Ich erinnere mich aber gut daran, wie ich auf dem Hinweg am Kartentisch sitzend dachte, ich hätte mich ja gut an die Schaukelei gewöhnt ,und mich dann Sekunden später an die Badezimmertür geschmettert wiederfand.  Aber mittlerweile sind uns gute Seebeine gewachsen.

 

Position am 23.5.17

Back to Europe I: Auf dem Weg von den Bermudas zu den Azoren

Die Diana befindet sich nun auf dem Rückweg nach Europa. Nach kurzem Aufenthalt auf den Bermudas, die sehr den Kanalinseln „n warm“ ähneln, fiel am 17.05.2017 um 11:00 Uhr (lokaler Zeit) der Startschuss für die Atlantiküberquerung.

26 Boote haben sich gemeinsam auf den ca. 1.700 NM langen Weg Richtung Nordost gemacht. Die Überfahrt wird je nach Wetter und Boot für die meisten Teilnehmer um die 14-16 Tage dauern.

Heute, nach nicht ganz einem Tag auf See, hat Diana 100 NM zurück gelegt. Auf dem Bild ist erkennbar, daß die Winde derzeit relativ schwach sind (grüne Wind-Symbole). Ankunft auf den Azoren wäre damit am Dienstag, den 05. Juni. Elke & Markus hoffen aber, bereits ein paar Tage früher anzukommen. Nördlich der aktuellen Position sind derzeit zunehmende Winde (gelb bis orange), die sich positiv auf die Ankunftszeit auswirken sollten. Letztlich entscheiden Wetter & Technik über den genauen Termin.

Auf dem Bild die Situation am 18.05.17 um 12:00 (Lokaler Zeit).

SY Diana: Gut angekommen auf den Bermudas am 13.5.2017

ARC Europe I: BVI nach Bermuda 11.-13.5.2017

6. Tag, Donnerstag, 11.5.2017:

Elke: Wir haben wieder Wind! Die Diana gleitet unter Segeln dahin. Weil für heute Nacht Starkwind angesagt ist, rüsten wir uns und machen wir das Schiff noch seefester. Es wird aufgeräumt, weggestaut und verzurrt. Die Vorhersagen sind sich nicht ganz einig, die ARC-Wettervorhersage sagt 30 kn Wind mit Böen bis 37 kn voraus, zygrib 29 kn Wind mit Böen bis 32 kn und Wetterwelt 31 kn mit Böen bis 39 kn und später Böen mit weit über 40 kn (bei abflauendem Wind um 15 kn…???).
Heutiges Etmal: 122 nm.
Wir lauern während der Nachtwache auf den Starkwind, es hält sich aber mit 20 bis 25 kn raumen Wind in Grenzen. Auf dem Plotter sehen wir das tröstliche AIS-Signal der Nalu einige Meilen voraus. Wenn es die Entfernung zulässt, funken wir auch gelegentlich. Schön, in der Einsamkeit nette Gesellschaft zu haben!

7. Tag, Freitag, 12.5.2017

Elke: Am Morgen wird es dann tatsächlich ungemütlicher, 30 kn Wind mit Böen bis 37 kn und ziemlich hohe Wellen, Wir werden ganz schön durchgeschaukelt. Der Wind heult durchs Rigg. Glücklicherweise soll der Spuk maximal 6 Stunden andauern, mal sehen.
Bisher hatten wir 2 Tage schönen raumen Wind, 2 Tage Flaute, jetzt Starkwind, es ist von allem etwas dabei. Mal schauen, was noch kommt. Angesagt sind 14 bis 16 kn aus Nord (=von vorn), weshalb wir vorsorglich etwas Höhe nach Westen gemacht haben.
Wir frühstücken erst einmal gemütlich und stellen die Uhr eine Stunde auf Bermuda-Zeit vor (UTC -3): Die Gastlandsflagge fällt mir ins Auge, immer noch BVI, sie müsste eigentlich gewechselt werden, aber jetzt mag ich nicht.
Draußen sieht man brechende Wellen, Wolken und Gischt. Und gelegentlich etwas Sonne.

Gestern haben wir eine Seeschwalbe gesehen und ein paar fliegende Fische. Zoologisch gesehen sind Atlantiktörns – wie gesagt – ziemlich mager. Für die Botaniker: Es kommt ziemlich viel Seegras vorbei, die Sargossasee ist dafür bekannt. Besonders ansehnlich ist Seegras allerdings nicht, blassgrün mit gelben Knötchen. Ob man es essen kann, wissen wir nicht, es sieht jedenfalls nicht besonders lecker aus.
Angeln fällt heute aus, selbst Oskar hat keine Lust, auf dem tanzenden Deck mit einem Fisch zu kämpfen. Wir schauen uns lieber gemeinsam die Fischbücher der Kinder an und suchen die Fische, die wir beim Schnorcheln gesehen haben.
Laut Wettervorhersage dreht der Wind am Vormittag auf Nord und flaut deutlich ab. Der Winddreher tritt ein, aber von Abflauen ist nichts zu spüren. Wir motoren gegen 20 bis 27 kn und ca. 4-6 m hohe Wellen an. Da wackelt alles und wir kommen kaum voran. Unsere Geschwindigkeit reduziert sich auf 2,5 kn. Frustrierend, bei dem Tempo dauert es ja noch ewig!
Der Wind nimmt sehr, sehr langsam ab und wir schieben uns Richtung Bermuda. Den Gedanken an die Willkommensparty am Freitag Abend haben wir schon lange aufgegeben. Um 23.00 Uhr sehe ich erstmals Lichter, einen Leuchtturm auf Bermuda! Und in genau 25 nm Entfernung werden wir von Bermuda Radio angefunkt. Eine freundliche Stimme teilt uns mit, dass sie uns auf dem Schirm hat. Sehr beruhigend, zumal jetzt plötzlich der Motor Zicken macht. Die Drehzahl geht runter und wieder hoch und runter und hoch. Öfter mal was Neues.  Markus vermutet, dass durch großzügige Grotamar-Gaben zu dem Sprit aus den Kanistern ziemlich viel Dreck gelöst aufgewirbelt wurde, der jetzt die Filter verstopft. Wir hoffen, dass der Motor hält und wir uns nicht nach Bermuda schleppen lassen müssen.
Es klappt! Um 03.26 Uhr fahren wir über die Finish Line (stimmt, da war noch diese Regatta, uns geht es aber nur noch ums Ankommen) und um 04.00 Uhr fällt der Anker im Powder Hole vor St. Georg. Kurz nach uns lässt auch die Nalu den Anker fallen. Angekommen! Sind wir froh! Sogar die Kinder stehen um 04.00 Uhr auf und feiern mit. Ich hänge tatsächlich noch die Gastlands- und die gelbe Quarantäne-Flagge auf. Nach kurzer Feier geht es todmüde in’s friedliche Bett zum open end Schlaf.

Am nächsten Morgen:

Das schlechte Wetter hat auch am Ankerplatz seinen Tribut gefordert, eine Swan ist auf Grund gelaufen, obwohl die Crew an Bord war. Wetterwelt hatte Recht: Auf Bermuda gab es in der Nacht Böen bis 50 kn. Die bereits angekommenenen ARC-Crews haben sich große Sorgen um uns gemacht, aber tatsächlich waren wir draußen besser aufgehoben.

Bordtagebuch ARC Europe I: Bericht von Bord auf dem Weg von BVI zu den Bermudas

1. Tag, Samstag, 6.5.2017

Elke: Es geht los! Mit insgesamt 38 Schiffen von ARC Europe und ARC USA legen wir ab. Das Ablegen ist natürlich nicht ganz so pompös wie bei der ARC 2016 mit 250 Schiffen. Der ARC-Trupp bereitet uns aber einen schönen Abschied und schießt viele Fotos, die wir hoffentlich bald hier einfügen können.

Um 11.30 Uhr verlassen wir unseren Platz in der Marina Nanny Cay nach einer laaaangen Abrechnungs-Prozedur im Büro. Die Marina ist wohl die beste in der Karibik mit Pool und kleinem Strand und freiem Wifi, Supermarkt und freiem Zugang zu allen Örtlichkeiten ohne irgendwelche Codes oder Karten. Und die Waschräume sind der Hit, die besten auf der Reise.
Draußen kreuzen viele Schiffe nah beieinander, um eine gute Startposition zu erwischen. Um 12.00 Uhr geht das Startsignal los und um 12.05 Uhr segeln wir über die Startlinie.

An Tortola vorbei geht es Richtung Jost van Dyke und dann auf die hohe See. Wir müssen uns nach einem Monat BVI’s (mit 20 m Wassertiefe) und fünf Tagen im Hafen erst wieder an den Seegang gewöhnen. Puh, das haben wir 24 Tage mitgemacht? Aber erfahrungsgemäß wird es am dritten Tag besser.

Wir haben schönen halben Wind und kommen gut vorwärts. Nach kurzer Zeit verschwinden die Silhouetten der BVI’s hinter dem Horizont. Tschüs, Karibik! Es war wunderschön, aber jetzt freuen wir uns auch auf neue Ziele.

Ich übernehme wie immer die erste Wache. Markus und die Kinder sind früh im Bett. Nach kurzer Zeit erwischt uns ein Squall mit Starkregen und Winddrehern und ich habe ganz schön zu tun. Das fängt ja gut an!

2. Tag, Sonntag, 7.5.2017

Elke: Die Nacht war dann doch angenehm mit viel Wind bis 20 Knoten. Wir fliegen mit bis zu 8 Knoten dahin und erreichen mit 155 nm das bislang höchste Etmal unserer Reise.  Die Sonne scheint und der Schwell wird auch merklich weniger. So kann es weiter gehen!

Markus: Die Yacht Allegra funkt uns an. Sie nehmen auch an der ARC Europe teil und segeln eine Zeit lang neben uns her. Wir reden über dies und das und ich frage sie, ob sie uns auf ihrem AIS-Bildschirm sehen. Ich sehe die Allegra nämlich nicht bei uns. Der Skipper verneint. Komisch! Stimmt da etwas mit unserem Gerät nicht? Wir wünschen uns eine gute Reise und verabschieden uns.

Ich funke die Yacht Orion an, die schon länger in unserer Nähe fährt. Der Skipper des Schiffs heißt Karl und kommt auch aus Köln (!). Karl sagt, dass er uns sehr gut auf seinem AIS Gerät sieht. Gut, bei uns scheint alles in Ordnung zu sein.

Etwas hinter uns sehen wir auf unserem Bildschirm noch die Wethomi von Michael und die Nalu des Schweizer Paars Nicklaus und Isabell. Ganz weit vorne die Teamgeist, eine X-Yacht 572, deren deutsche Crew wir schon von der ARC 2016 kennen. Das sind die deutschsprachigen Teilnehmer der ARC, wir haben uns bei den Sundownern kennen gelernt. Leider gibt es bei der ARC keine gleichaltrigen Kinder für Oskar und Nestor. Die einzige, die auch mit Kindern unterwegs ist, ist die Crew der Teamgeist, deren Jungs sind aber schon 16 bzw. über 20 Jahre alt. So langweilen sich Oskar und Nestor bei den Veranstaltungen öfter. Gut, dass sie sich gegenseitig haben. Das haben wir übrigens schon oft festgestellt: Mit Geschwisterkindern, gleich welchen Altersunterschiedes, sind solche Reisen gut zu machen, sie haben immer jemand zum Spielen (und Streiten…) und kommen sich sehr nahe. Mit Einzelkindern ist es sehr schwierig. Wir haben von einer norwegischen Familie gehört, die den Jahrestrip abgebrochen und das Boot in der Karibik eingelagert hat, weil die einzige Tochter einfach nicht mehr weiter wollte.

Markus: Der Nachmittag verläuft ruhig mit viel Sonne und wenig Wind. Als wir abends etwas „Richtiges“ kochen wollen, überrascht uns ein Squall. Das sind lokale Starkwindgebiete in den Tropen. Erst kommt sehr starker Wind, dann regnet es unglaublich heftig. Dann bleibt der Wind weg. Der Spuk ist nach 10 – 15 Minuten vorbei.

Wir kochen dann doch noch fertig, asiatischer Gemüsereis mit Eiern und Erdnüssen, lecker.  In der Nacht bleibt das Wetter wechselhaft mit weiteren Squalls, stärkerem Wind und viel Regen. Sehr ungemütlich.

3. Tag, Montag, 8.5.2017

Elke: Nachts bleibt  es regnerisch und wechselhaft. Das Großsegel haben wir gerefft und variieren mit der Genua. Das Ein- und Ausreffen ist ziemlich oft erforderlich und entsprechend anstrengend.
Erfreulich ist, dass es bereits um 04.30 Uhr dämmert und 05.30 Uhr ganz hell wird. Das macht meine letzte Nachtwache von 03.00 Uhr bis 06.00 Uhr viel angenehmer.
Heute haben wir uns schon wieder viel mehr an das Leben auf See gewöhnt, frühstücken gemütlich und machen danach Schule.  Die Bordschule im Cockpit macht ausnahmsweise allen Vieren richtig Spaß. Es geht bei Nestor um Uhrzeiten, Oskar macht Geometrie und wir kommen vom Hölzchen auf’s Stöckchen.
Ich kontrolliere mein Gemüse und werfe grummelnd eine rote Paprika weg (3 Stück für 4,98 USD), die matschig geworden ist und meine Möhren kontaminiert hat. Obwohl ich das Gemüse mit Bleiche abgewaschen habe, hält es sich hier in den Tropen außerhalb des Kühlschranks nur kurz. Immerhin sehen die Möhren noch gut aus, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Zwiebeln und Paprika halten sich sowieso ewig. Heute muss es Tomaten- und Gurkensalat geben und außerdem irgendetwas mit Paprika und Aubergine. Die Haltbarkeit des Gemüses diktiert den Speiseplan. Mmh, sollte es nicht eigentlich immer so sein? Und am besten auch noch nach Saison?
Diesmal haben wir wenig Wurst und Käse und kein Fleisch mitgenommen, um den Kühlschrank, den Stromfresser, notfalls abstellen zu können.
Das heutige Etmal beträgt 147 nm, sieht gut aus. Bermuda kommt näher.

4. Tag, Dienstag, 9.5.2017

Elke:
Die Nacht verlief wieder regnerisch, ansonsten ereignislos. Da der Wind sehr schwach und wechselhaft geworden ist, segeln wir mit Motorunterstützung. Der Tag ist erfreulicherweise sonnig und warm. Uns allen graut schon vor den Temperaturen außerhalb der Tropen, an die wir überhaupt nicht mehr gewöhnt sind. Lange Hose – unvorstellbar!
Endlich sind wir außerhalb des Ciguatera-Gebietes und können wieder angeln. Wie immer ohne Erfolg. Wir haben keine Ahnung, woran das liegen könnte. Richtiger Köder, Länge der Leine richtig, Ruckdämpfer o.k. Ob unser Schiff irgendwie abschreckend auf Fische wirkt? Stößt es bei der Fahrt Schwingungen aus, die all die leckeren Doraden und Thunfische, von denen wir immer hören und lesen, Kehrtmarsch machen lässt? Oder sind die Fischfänge nur Gerüchte, wie auch die zahlreichen Walsichtungen? Wir haben die Theorie aufgestellt, dass es in der Karibik nur eine Handvoll Wale gibt, die angefüttert werden. Montags Dominica, dienstags Guadeloupe, mittwochs Antigua…

Das heutige Etmal beträgt 126 nm, angesichts des schwachen Windes o.k.
Am Abend fängt es wie gewohnt an zu regnen. Nachdem der Wind komplett eingeschlafen ist, motoren wir Richtung Bermuda. Das nervt alle, weil der Motor ziemlich laut ist. Aber wir wollen möglichst schnell auf Bermuda ankommen und nicht – wie auf dem Hinweg – besonders sportlich – sprich nur unter Segeln – unterwegs sein. Pragmatismus bestimmt den Rückweg.
Weil wir am Horizont einige Gewitter blitzen sehen, verfrachten wir unser Satelliten-Telefon und die Mobiltelefone in den Herd. Ein Ersatz-GPS ist dort außerdem immer gelagert (natürlich nur, wenn der Herd nicht in Betrieb ist…).  Weil der Herd wie ein Faradayscher Käfig funktioniert, hoffen wir, dass im Falle eines Blitzeinschlages zumindest diese Geräte überstehen werden.

 

5. Tag, Mittwoch 10.5.2017

Elke: Nach ruhiger Nacht unter Motor lacht uns wieder die Sonne an. Es gibt etwas Wind bis zu 10 kn, allerdings leider direkt von Nord, wo wir hinwollen. Also wird weiter motort. Noch ca. 350 Meilen bis Bermuda.

09.50 Uhr: Oskar, der auf der Salonbank sitzt, bemerkt: „Mama, die Bank ist so heiß. Und es riecht verbrannt. Woher kommt das?“ Oh Schreck! Oskar sitzt oberhalb der Batterien! Wir schauen schnell nach und die Batterien sind sehr heiß, zu heiß. Die Lichtmaschine lädt mit 23 A, obwohl die Batteriebänke zu 100 % voll sind und 14,21 V anzeigen. Schnell den Motor ausgemacht und Segel gesetzt. Wir segeln immerhin, da der Wind von Norden kommt, allerdings in Richtung Orlando in Florida.
Wir vermuten, dass der Fehler an der neuen elektronischen Trenndiode liegt, die Markus auf Guadeloupe eingebaut hat. Weil unser System es nicht schaffte, in angemessener Zeit (d.h. unterhalb von ca. 8 Stunden motoren) unsere Batterien über die Lichtmaschine zu 100 % aufzuladen und immer langsamer lud, je höher der Batteriestand war, was uns auf dem Hinweg über den Atlantik ziemlich genervt hat, haben wir uns nach zusätzlichen Möglichkeiten umgesehen. Zuerst wollten wir einen Sterling-Laderegler einbauen, der uns empfohlen worden war. Mehrere Boatyards in Le Marin auf Martinique weigerten sich jedoch strikt, den Laderegler zu verkaufen oder einzubauen mit der Begründung, dann würden die Batterien auf langer Motorfahrt zu heiß. So etwas wollten wir natürlich nicht riskieren. Markus bestellte den elektronischen Mastervolt-Laderegler passend zu unserem Ladegerät und Markus Eltern brachten den Regler nach Guadeloupe mit. Das Gerät soll dafür sorgen, dass sich der Ladestrom gleichmäßiger verteilt. So richtig überzeugt hat uns das Gerät aber nicht, ab 85 % Batterieladung war es auch damit schier unmöglich ohne stundenlange Motorfahrt die Batterien voll zu laden.
Markus vermutet, dass der Regler nun zu heiß geworden ist und daher spinnt. Er baut ihn aus und den originalen Regler wieder ein. Wir lassen die Batterien noch 2 Stunden abkühlen und starten dann wieder den Motor. Es scheint zu klappen! Die Ladekapazität sinkt schnell auf moderate 12,4 A und die Batterien werden nicht mehr als handwarm bzw. die erste etwas heißer. Hoffentlich bleibt das so!
Heutiges Etmal: 124 nm, davon allerdings einige Richtung Westen statt Norden. Naja, wenn der angekündigte Nordwestwind kommt, freuen wir uns darüber.
Die lange Hose ist übrigens nicht mehr unvorstellbar, es wird merklich frischer. Im Moment noch erfrischend, noch klappern die Zähne nicht.
Leider werden die Batterien am Abend wieder merklich heißer. Verdammt, hoffentlich geht das bis Bermuda gut! Noch 270 nm.
Wir hatten mit einer Ankunft am Freitag gerechnet, aber leider machen wir unter Motor nicht die erwarteten 5 kn sondern nur ca. 4,5 kn. Daher Ankunft am Samstag und keine Willkommensparty für uns…etwas Frust macht sich breit.

23.30 Uhr: Gleich ist meine erste Nachtwache vorbei. Draußen ist es wunderschön, der Vollmond leuchtet und das Meer ist völlig glatt. Ich bin allerdings ziemlich unentspannt, kein Wind bedeutet weiterhin motoren und die Batterien bleiben heiß. Wind soll erst morgen früh gegen 08.00 Uhr einsetzen, hoffentlich geht bis dahin alles gut.

Markus: Meine Wache beginnt um 00:00 Uhr. Elke schildert das nach wie vor bestehende  Batterieproblem. Sie hat herausgefunden, dass unsere Servicebatterien maximal 5 Stunden mit 14,21 Volt geladen werden dürfen. Wir laden sie aber bereits seit mehr als 20 Stunden über den Motor mit dieser Leistung, daher wohl die Überhitzung. Wir machen den Motor erst einmal aus und dümpeln bei Windstille auf dem Ozean. Dann montiere ich das Ladekabel für die Batteriebank vom Ladestromverteiler ab. So dürften die zu warmen Servicebatterien doch erst mal keine Ladung mehr bekommen und abkühlen. Aber wo geht der von der Lichtmaschine produzierte Strom dann hin? Das weiß ich nicht. Auch unsere Bücher beschreiben nur, wie man die Batterien am besten lädt, nicht aber, was passiert, wenn quasi zu viel Strom da ist und was mit diesem Strom passiert. Elektrotechnisch versiertere Menschen wüssten darauf wahrscheinlich eine Antwort. Wir können hier aber niemanden fragen und Internet gibt es auch nicht.

Also geht es unter Motor weiter nach Bermuda. Jetzt immerhin mit 5,6 Knoten Geschwindigkeit. Es scheint im Moment eine Strömung mit uns zu gehen. Hoffentlich setzt morgen früh der angesagte Westwind ein, dann können wir endlich wieder segeln und den lauten Motor abstellen.

Trotz der Motorfahrt und den Batterieproblemen ist die Stimmung an Bord sehr gut. Nestor eröffnet „Nesti’s Sport Bar“. Er malt ein Werbeschild und erstellt eine umfangreiche Getränke- und Speisekarte mit Preisen. Dann dürfen wir bestellen und Nestor serviert. Schließlich erstellt er eine Rechnung für unsere Bestellungen.
Oskar beschäftigt sich mit dem Angeln. Er hat mittlerweile eine Vielzahl von Ködern und liest fleißig in umfangreicher (englischsprachiger) Angelliteratur. Leider beißt bisher kein Fisch an. Das ärgert uns und Oskar noch viel mehr. Aber er gibt nicht auf.
Abends bekommen Elke und ich eine Einladung von Oskar und Nestor zu einem Theaterstück. Das besteht hauptsächlich aus Turnübungen der beiden in unserer Koje im Vorschiff. Die beiden haben großen Spaß und toben immer weiter.

10 Mai 2017: In den Rossbreiten

Mit 490 NM ist deutlich mehr als die Hälfte der Strecke geschafft. Bis zu den Bermudas sind es noch 360 NM. Bei der derzeitigen Geschwindigkeit von ca. 5,8 Knoten bedeutet dies, dass die Ankunft vermutlich am 12.05. gegen 18:00 Uhr (statt bisher 8:30 Uhr) sein wird.

Was könnte der Grund für die im Vergleich zum letzten Eintrag deutlich spätere Ankunftszeit sein? Eine Möglichkeit wären die schwierigen Windverhältnisse in den sogenannten „Rossbreiten“, in denen häufig wenig Wind bis Windstille herrscht.

Die Erklärung von Wikipedia erinnert an den Erdkunde-Unterricht:

„Die Rossbreiten bezeichnen die Gebiete zwischen den Passatgebieten und den Westwindgebieten der Nord- und der Südhalbkugel inmitten von subtropischen Hochdruckgebieten, in denen fast immer Windstille herrscht. Sie treten damit in etwa jeweils zwischen 25° und 35° nördlicher sowie südlicher Breite auf.

Die Ursache für diese Windstille liegt im Bereich der innertropischen Konvergenzzone, einer wenige hundert Kilometer breiten Tiefdruckrinne in Äquatornähe, an der die Passatwinde aufeinandertreffen. In diesem Bereich steigt Luft auf, kühlt dabei ab, verliert Feuchtigkeit, die kondensiert und zu Niederschlag wird, und fließt in etwa 15 Kilometer Höhe vom Äquator nach Norden und Süden. In den Rossbreiten sinkt die Luft auf die Erdoberfläche, wodurch sie sich wieder erwärmt und extrem trocken wird. Es entsteht ein Hochdruckgebiet mit geringer Luftbewegung im Innern.“

Dennoch werden die ersten Schiffe bereits heute Nacht die Bermudas erreichen.

Auf dem Bild der aktuelle Stand am 10.05. gegen 8:00 Uhr GMT+1

Auf den Bermudas wird den Teilnehmern der ARC noch ein „seglerisches Highlight“ geboten. In diesem Jahr findet dort der Americas Cup statt. Der Amercias Cup ist die bedeutendste und traditionsreichste Regatta der Welt. Beginn ist zwar erst am 29. Mai (da wird Diana die Bermudas bereits Richtung Azoren verlassen haben), aber die beeindruckenden Rennyachten mit Ihren Crews sind natürlich schon vor Ort. Sicherlich ein Spektakel, dies einmal Live zu sehen.

Anbei ein Bild eines der teilnehmenden Boote.

Tag 24: Ankunft in St. Lucia am 14.12.2016 um 12:00 Uhr

Wir haben noch kein vernünftiges Internet, daher nur ein erster kurzer Bericht.

Wir waren 23 Tage und 23 Stunden unterwegs, also ziemlich genau 24 Tage. 3180 Seemeilen sind wir gesegelt, deutlich mehr als die direkte Strecke von 2700. Es gab einen tollen Empfang hier, viele Segler sind uns schon mit Schlauchbooten entgegengekommen und dann gab es am Steg ein herzliches Wiedersehn. Es ist schön wieder grün zu sehen und normal gehen zu können und eine Nacht durchzuschlafen.

Schlüters glücklich in St. Lucia

Tag 23: Letzte Nacht auf See. Ankunft geplant Mittwoch, 14.12.16

Heute ist die vorerst letzte Nacht auf See. Morgen werden die Dianas nach 24 Tagen auf See wieder „Land sehen“.

Der Rum-Punsch bei Ankunft ist hoch verdient! Zudem ist die Teilnahme an der Abschlussfeier der ARC am 17.12. gesichert.  Das wird sicherlich eine große Party und ein schönes Wiedersehen mit den anderen Crews.

Noch 135 NM bis zum Ziel: Position am Tag 23

Wind & Wellen am Tag 22

Der Atlantik will es uns noch mal richtig zeigen. Starker Wind mit 6-7 Windstärken und hohe Wellen schütteln uns durch. Gestern nacht Squalls (kräftige, lokale Gewitterzellen), einer erwischte uns mit 37 Knoten Wind, gut Stärke 8. Da hätten wir unser Großsegel eh nicht gebraucht, Fock reicht völlig!
Bis St. Lucia bleiben uns diese Bedingungen wohl erhalten.
Die JoEmis sollten heute ankommen, StepbyStep morgen. Wir Mittwoch, wenn es so bleibt am Vormittag.
Liebe Grüße an Alle!

Markus, Elke, Oskar, Nestor

 seit Gran Canaria)
Position der Diana am 12.12.2016. Nur noch knapp 300 NM (bei bereits gesegelten 2.800 NM)

Weiter geht es (wenn auch etwas langsamer)

Auszug aus der Kommunikation mit der Diana am nächsten Morgen:

Das war schon ein gehöriger Schreck mit dem Großsegel. Zu dem Zeitpunkt war kein starker Wind, so um die 15 kn.

Wir haben es (vorerst) wie folgt gelöst:

  • Wir segeln mit der Genua weiter. Die haben wir mit dem Großbaum ausgebaumt mit einem Block an der Baumnock. So können wir die volle Fläche der Genua nutzen (43,5 qm) statt mit dem Spibaum nur ca. 3/4
  • Das Schothorn wollen wir nicht provisorisch flicken, da wir dabei auf jeden Fall weiteren Schaden anrichten würden, der dann in St. Lucia zusätzlich vom Segelmacher behoben werden muss
  • Die ARC Rallyleitung haben wir informiert
  • Mit voller Genua laufen wir ca.5 kn Speed bei 15 kn Wind, 6 kn bei 20 Knoten. Das muss reichen
  • Wenn wenig Wind ist, haben wir noch den Code Zero und ziemlich volle Tanks.

Heute Nacht dürften wir unter 1.000 sm liegen. Sind aktuell (18 UTC) auf 14.40 N, 42.31 W.

Ansonsten ist alles gut. Wir haben bestes Wetter, Sonne, etwas wenig Wind (so 12 – 15 Knoten).

Wir baden fleißig die Angelköder. Nur die Fische scheint es im Moment nicht zu interessieren.

Schreck in der Abendstunde

Gestern abend, die Familie guckte grade gemeinsam einen Film an, gab es einen lauten Knall: das Großsegel hat sich verabschiedet.

Das Schothorn – der Befestigungspunkt des Achterliekstreckers am achternen Ende des Segels – ist abgerissen. Das ist ein massives Metallteil. Kann nicht von uns genäht werden. Wir haben das Segel eingerollt und gesichert.
Wir segeln also mit der Genua weiter. Im Hellen wollen wir schauen, ob wir doch eine Notreparatur hinbekommen. Wenn nicht, bleibt es bei der Genua (langsam).

Halbzeit: Meldung vom Atlantik

Wir sind heute, am 1.12.2016, im Atlantik auf Position 13.57 Nord und 31.37 West. Das ist einige hundert Seemeilen westlich von den Kapverden. Wetter ist gut, sehr warm ist es hier. Nachdem wir bis jetzt die meiste Zeit moderate Winde hatten soll ab Freitag mittag der Wind zulegen, auf 5 – 6 und in Böen bis 7 Beaufort. Das ist dann schon viel, aber für uns noch o.k. Dabei kommt der Wind immer aus der richtigen Richtung, nämlich aus Nordost bis Ost, so dass wir quasi Rückenwind haben.

Uns geht es allen gut. Die Jungs machen Schule, lesen viel, hören Musik. Ab und zu schauen wir gemeinsam einen Film an. Wir Erwachsenen sind mit dem Schiff und den Segeln, Kontrolle und Wartung der Technik, Auswerten der Wettervorhersagen, Haushalt, Angeln, Lesen beschäftigt.
Daneben bleibt viel Zeit, um einfach aufs Meer zu gucken.
Freitag Nachmittag dürfte unser „Bergfest“ sein. Also die Hälfte der Strecke geschafft. Danach gehts nur noch bergab!
Aufgrund der Windsituation haben wir die Südroute über den Atlantik gewählt. Die ist mit ca. 3.000 Seemeilen länger, als die direkte Route mit 2.700 Seemeilen. Dafür sind die Passatwinde, also die beständigen Winde von Ost nach West, hier im Süden aber deutlich stabiler als im Norden.
Wir können jetzt auch einen Ausblick auf die Ankunft wagen und gehen davon aus, dass – wenn alles weiter gut läuft – wir etwa Dienstag bis Donnerstag übernächster Woche (13. – 15.12.2016) in St. Lucia ankommen werden.

Einsam ist es hier. Teilweise sehen wir tagelang kein anderes Schiff. Heute haben wir Funkkontakt zur Skiathos gehabt, einem deutschen Schiff vom Skipperteam Schoenicke. Dort fährt ein Skipper mit 7 Crewmitgliedern, die eine Koje für die Atlantikpassage mit der ARC gebucht haben. In der Karibik wechselt dann die Crew. Wie wir erfahren, ist ein Crewmitglied bei einem ungeplanten Stopp auf den Kapverden ausgestiegen, da es unter starker Seekrankheit litt. Wir freuen uns über den Kontakt und das Gefühl, hier unten nicht ganz alleine zu sein. Das weiße Mastlicht in der Nacht hinter uns leuchtet freundlich.

Was uns ein wenig Sorgen macht, sind die vielen Ausfälle, von denen wir hören. Ein Schiff hatte einen ungeklärten Wassereinbruch und ist gesunken, Crew vollständig gerettet. Ein anderes hat den Mast verloren. Eins hat das Steuerruder verloren. Mehrere haben Kommunikationsprobleme, bei einem ist der Wassermacher defekt. Mehrere Schiffe sind umgekehrt und nehmen wegen technischer Probleme nicht weiter an der ARC teil. Hoffen wir, dass bei uns alles „heil“ bleibt; bisher funktioniert alles am Schiff gut.

 

Laaaangsam geht es weiter… Tag 10

 

Position der Diana am Tag 10
Position der Diana am Tag 10

Es scheint recht windstill auf dem Atlantik zu sein. Die ersten beiden Boote sind zwar im Ziel, die Masse aber hat noch einen weiten Weg vor sich. Auf der ARC-Webseite steht dazu:

„The ARC fleet are also counting down the miles, slowly it must be said, as they skirt the mid-Atlantic low pressure system. “In the last 24 hrs we have had a swim in a flat calm, seen 2 whales breaching a couple of miles from the boat, a great evening meal and a comfortable night on a close reach in around 12kts breeze with all getting a good night’s rest!” writes Nisida, one of many boats making the most of the tranquil days out on the ocean. Here’s the crew of Almagores also enjoying a dip:“

windstille-auf-dem-atlantik

E-Mail von Bord der Diana

Hallo alle Daheim!

Wir sind nah an den Kapverden und werden wohl mitten durch fahren, östlich an Sao Nicolau vorbei. Haben schon seit Tagen kein anderes Boot gesehen. Bis eben, da hatten wir Funkkontakt mit der Stroller aus Norwegen. Die fahren nicht ARC und machen Stopp in Mindelo auf Kapverden, dann Karibik. Einen Stopp haben wir auch überlegt, reizvoll, aber werden wir wohl nicht machen. Da wir einen recht weiten Weg fahren (wegen Wind) brauchen wir wohl ohnehin ziemlich lange bis in die Karibik, und wir wollen ankommen bevor die ARC zu Ende ist.
Viele andere sind schon länger nach Westen abgebogen. Mal sehen, welche Entscheidung die Bessere war, nach unserem Wetterberater soll dort teilweise Flaute und wechselnder Wind sein.
Allen geht es gut!

LG Markus

Position am Tag 6 nördlich der Kapverden

Die Diana befindet sich am Tag 6 der Atlantiküberquerung nördlich der Kapverden. 761 NM (= nautische Meilen = Seemeilen; 1NM = 1,852 KM) sind bereits zurückgelegt. Bis zum Ziel in St. Lucia sind es noch knapp 2.200 NM. Das Bild zeigt die unterschiedlichen Kurse der teilnehmenden Schiffe. Während einige Skipper den direkten Weg in die Karibik wählen, halten andere zunächst auf die Kapverden zu. So auch Elke & Markus.

Allen an Bord geht es gut!

Position der Diana am 6. Tag der Atlantiküberquerung
Position der Diana am 6. Tag der Atlantiküberquerung

5. Tag auf See

Tag 5 (Donnerstag 24.11.2016)
Es wird wärmer. Mittlerweile sind wir schon auf dem 22.Breitengrad, weit südlich der Kanaren. Tag und Nacht tragen wir kurze Hosen, T-Shirt. Es fällt uns schwer, vorzustellen, wie es im Moment daheim in Deutschland im November ist. Grau wahrscheinlich. Aber auch vorweihnachtlich. Die Weihnachtsmärkte haben schon auf. Weit weg im Moment.
Bei gutem Wind, ca. 15 Knoten, kommen wir gut voran. Wir setzen Kurs genau auf die Kapverden. Weiter westlich soll Flaute herrschen. Die Wettervorhersagen holen wir über unser Iridium Satellitentelefon ein. Dies wird als Modem für den Computer verwendet. Die Datenmengen müssen aber sehr klein sein. Ein guter Passatwind soll erst noch weiter südlich herrschen, so um den 15. Breitengrad herum. Erst dort wollen wir nach Westen – Richtung Amerika – „abbiegen“. Wie Kolumbus.
Nachts Gänsehautfeeling. Ich sitze draußen im Cockpit und höre Pink Floyd (über Kopfhörer, die anderen schlafen in ihren Kojen). DIANA gleitet über die recht ruhige See mit raumem Wind dahin. Der Autopilot steuert. Bei nur ca. 10 Knoten Wind 6,0 – 6,8 Knoten Geschwindigkeit. Über uns ein riesiger Sternenhimmel. So habe ich die Sterne noch nie gesehen. Sie reichen bis an den Horizont herunter. Kein Licht stört. Mehrere Sternschnuppen. Das Kielwasser leuchtet durch fluoreszierendes Plankton. Seit mehreren Stunden haben wir kein anderes Schiff mehr gesehen. Wir scheinen hier ganz allein zu sein. Wahnsinn!

Atlantiküberquerung

Am Sonntag dem 20.11.2016 hat nun die Überquerung des Atlantiks von Gran Canaria nach St. Lucia in der Karibik begonnen. Der Startschuß zur ARC ist am Nachmittag des 20.11. erfolgt. Während der Zeit auf dem Atlantik können Elke & Markus ausschließlich mit dem Satellitentelefon Daten übertragen. Dies geht nur in „kleinen Mengen“, dauert lange und ist relativ teuer. Sie wollen versuchen, gelegentlich eine kurze Textnachricht an mich (Gregor) zu senden, damit ich diese dann in dem Blog veröffentlichen kann.

Bis zum Eintreffen der ersten Nachricht übe ich nun schon mal mit dem System von WordPress. Anbei einige Screenshots, die ich mit Hilfe der YP Races App gemacht habe und die den Verlauf der ersten Tage und die beteiligten Schiffe zeigen. Ein tolles Tool! Sicherlich werden sich die Entfernungen der Schiffe zueinander in den nächsten Tagen deutlich vergrößern. Aber noch liegt der „Startschuß“ ja gerade erst zwei Tage zurück.

Kurz nach dem Start des ARC am 20.11.2016
Screenshot vom 21.11.2016
So sieht es am 22.11.2016 aus der Luft aus
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