Wir sind heute, am 1.12.2016, im Atlantik auf Position 13.57 Nord und 31.37 West. Das ist einige hundert Seemeilen westlich von den Kapverden. Wetter ist gut, sehr warm ist es hier. Nachdem wir bis jetzt die meiste Zeit moderate Winde hatten soll ab Freitag mittag der Wind zulegen, auf 5 – 6 und in Böen bis 7 Beaufort. Das ist dann schon viel, aber für uns noch o.k. Dabei kommt der Wind immer aus der richtigen Richtung, nämlich aus Nordost bis Ost, so dass wir quasi Rückenwind haben.
Uns geht es allen gut. Die Jungs machen Schule, lesen viel, hören Musik. Ab und zu schauen wir gemeinsam einen Film an. Wir Erwachsenen sind mit dem Schiff und den Segeln, Kontrolle und Wartung der Technik, Auswerten der Wettervorhersagen, Haushalt, Angeln, Lesen beschäftigt.
Daneben bleibt viel Zeit, um einfach aufs Meer zu gucken.
Freitag Nachmittag dürfte unser „Bergfest“ sein. Also die Hälfte der Strecke geschafft. Danach gehts nur noch bergab!
Aufgrund der Windsituation haben wir die Südroute über den Atlantik gewählt. Die ist mit ca. 3.000 Seemeilen länger, als die direkte Route mit 2.700 Seemeilen. Dafür sind die Passatwinde, also die beständigen Winde von Ost nach West, hier im Süden aber deutlich stabiler als im Norden.
Wir können jetzt auch einen Ausblick auf die Ankunft wagen und gehen davon aus, dass – wenn alles weiter gut läuft – wir etwa Dienstag bis Donnerstag übernächster Woche (13. – 15.12.2016) in St. Lucia ankommen werden.
Einsam ist es hier. Teilweise sehen wir tagelang kein anderes Schiff. Heute haben wir Funkkontakt zur Skiathos gehabt, einem deutschen Schiff vom Skipperteam Schoenicke. Dort fährt ein Skipper mit 7 Crewmitgliedern, die eine Koje für die Atlantikpassage mit der ARC gebucht haben. In der Karibik wechselt dann die Crew. Wie wir erfahren, ist ein Crewmitglied bei einem ungeplanten Stopp auf den Kapverden ausgestiegen, da es unter starker Seekrankheit litt. Wir freuen uns über den Kontakt und das Gefühl, hier unten nicht ganz alleine zu sein. Das weiße Mastlicht in der Nacht hinter uns leuchtet freundlich.
Was uns ein wenig Sorgen macht, sind die vielen Ausfälle, von denen wir hören. Ein Schiff hatte einen ungeklärten Wassereinbruch und ist gesunken, Crew vollständig gerettet. Ein anderes hat den Mast verloren. Eins hat das Steuerruder verloren. Mehrere haben Kommunikationsprobleme, bei einem ist der Wassermacher defekt. Mehrere Schiffe sind umgekehrt und nehmen wegen technischer Probleme nicht weiter an der ARC teil. Hoffen wir, dass bei uns alles „heil“ bleibt; bisher funktioniert alles am Schiff gut.
Liebe Schülers alle,
wi haben das Sinken der deutschen Yacht mitverfolgt und wäre reichlich irritiert dadurch. Vor allen Dingen auch durch die unzähligen Kommentare die nun durch das Netz wabern, von denen die schon immer alles genau wußten und wissen. Ein Wassereinbruch ist etwas Schlimmes und wir wünschen es keinem, erst recht nicht wenn dieser nicht zu finden ist.
Wir haben nun unsere Abfahrt zu unserem Sabbatjahr um ein Jahr verschoben, wir gehen erst im Sommer 2018 los. Zu umfangreich sind die Vorbereitungen, Schulungen und der eigene Job. Die Freistellung unserer Tochter von der Schule sollten wir noch vor Weihnachten erhalten.
Es freut uns sehr, dass bei Euch alles gut läuft und ihr euch einem „normalem Segelalltag“ widmen könnt. Und ich hoffe vor allen Dingen dass das auch so bleibt und die gute Laune euch weiterhin begleitet.
Unser Plan ist es nun im Februar wieder zu unserem Boot zu fahren und zu ersten Mal es selbst zu segeln. Im Sommer fangen wir dann an in Richtung Westen zu gehen, damit wir 2018 nicht direkt aus der Türkei starten.
Solltet ihr Problem oder Wünsche habe, bei denen wir helfen könnten, meldet euch.
Herzliche Gruß, weiterhin alles Gute und gute Winde wünscht
Stephan mit Tina und Ella aus Bensberg.