Logbuch SY Diana auf dem Weg von den Azoren nach Lagos

Am Sonntag, 2.7.2017, um 12.00 Uhr heißt es in Ponta Delgada auf Sao Miguel Leinen los zu unserer letzten großen Etappe über den Atlantik. Die Azoren haben uns sehr gut gefallen, aber jetzt wollen wir den letzten Schlag angehen. Wir freuen uns außerdem auf angesagte 30 Grad an der Algarve.

Die Azoren bleiben uns als wunderschöne, grüne und beschauliche Inselchen mit sehr netter und aufgeschlossener Bevölkerung in Erinnerung. Auf der größten, Sao Miguel, gibt es auch viele schöne Strände. Insgesamt sind die Azoren eher für einen Wander- als einen Strandurlaub zu empfehlen. Am besten im Juni/Juli, wenn die Hortensienhecken am Weges- oder Feldrandrand in voller Blüte stehen. Mit und ohne Schmucklilien davor immer wieder unglaublich schöne Blicke.

Wir wollten die Azoren schon lange einmal besuchen und sind froh, dass wir es jetzt geschafft haben. Vor allem auf eigenem Kiel…

Leider hat es keinen Wind, wir motoren aber vergnügt über die glatte See. Unterwegs kommen wir an einigen Whale-Watching-Booten vorbei und erfreuen uns (umsonst) aus der Ferne an einigen Delphinflossen.

Am Montag, 3.7.2017, haben wir 117 nm geschafft. Wir segeln mit Motorunterstützung, weil es immer noch wenig Wind hat. Sao Miguel ist nun – auch nachts – nicht mehr sichtbar. Insgesamt ist hier wenig los, außer uns keine Sportboote, nur gelegentlich dicke Frachter. Wir halten nicht direkt auf Lagos zu, sondern etwas nach Norden vor. Nach der Wettervorhersage soll der Portugieser Norder, ein stetiger Nordwind an der portugiesischen Küste, heftig wehen und wir wollen uns die Möglichkeit bewahren, dann raumschots abzulaufen (statt in Marokko zu landen).
Über das Wetter informieren wir uns in bewährter Weise über Wetterwelt und zygrib. Wetterwelt sendet uns (im kostenpflichtigen Abo) täglich eine Mail, die wir über unser Satelliten-Telefon abrufen, von zygrib fordern wir kostenlos eine automatisierte Mail an. Bei Wetterwelt bekommen wir detaillierte Informationen über einen übersichtlichen Bereich, bei zygrib fordern wir grobere Informationen über einen relativ großen Bereich an. Durch die Kombination von beiden fühlen wir uns sehr gut informiert. Manchmal sind die Vorhersagen nicht ganz gleich, aber einer hat immer recht 😉

Heute erreicht uns die erste Mail der malwieder,  die einen Tag nach uns losgesegelt ist. Wir haben ja kein SSB und sie kein Satphone,  aber über E-Mail halten wir regelmäßig Kontakt. Es ist schön, sich so austauschen zu können.

Dienstag, 4.7.2017, sind wir wieder 129 nm weiter. Ab Mittag können wir endlich nur segeln. Der Wind frischt auf 14 bis 22 kn auf und einige See kommt über. Wir stellen fest, dass an genau den gleichen Stellen wie vor Horta wieder Wasser ins Schiff kommt. Und wir dachten, wir hätten alle Lecks gefunden! Mitnichten, es tropft wieder munter in der Backbord-Achterkabine, die wir uns eigentlich als Schlafplatz eingerichtet hatten. Also wieder in die Vorderkabine umgezogen, die zwar trocken ist, in der man bei hohem Seegang aber Achterbahn fährt. Nach den langen Wochen auf den Azoren müssen uns zwar erst wieder Seebeine wachsen, aber wir haben uns schnell wieder an das Leben auf See gewöhnt. Schön ist auf See, dass man als Familie so viel Zeit miteinander verbringt und in Ruhe mit den Kindern die Schule angehen, spielen, malen etc. kann.

Die Kinder haben Fische gemalt, akkurat mit Angabe des Gewichts

In der Nacht auf Mittwoch, 5.7.2017, frischt der Wind weiter auf und bietet alle Varianten von 9 kn bis 27 kn. Wir hätten es gerne etwas gemütlicher, sind aber insgesamt fatalistisch. Das kennen wir ja schon vom bisherigen Rückweg. Das Etmal beträgt 137 nm, wir kommen gut voran.
Wir bewundern den zunehmenden Mond und den Sternenhimmel. Mittlerweile halte ich (Elke) die Venus auch nicht mehr für ein Segelboot auf unmittelbaren frontalen Kollisionskurs, wie es mir am Anfang häufiger passiert ist. Der weite klare Blick, an den wir seit einem Jahr gewöhnt sind, wird uns zu Hause sicher sehr fehlen.

Mittwoch Abend meldet unser AIS ein Segelschiff, das auf Kollisionskurs von hinten angerauscht kommt. Wir funken sie an und es ist die Mahe III, eine Hallberg Rassy aus Italien, die auch bei der ARC Europe 2017 mitgemacht hat und wie wir länger auf den Azoren geblieben ist. Lustige Begegnung, das einzige Sportboot bislang.

In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag, 6.7.2017, bleibt es windig und böig bis 29 kn. Es regnet. Das war so aber nicht angesagt. Wir hätten uns zum Abschluss eine gemütliche Kaffeefahrt gewünscht, aber das kann man hier wohl nur stundenweise erwarten. Naja, beschweren bringt nichts, wir sind dadurch zumindest schnell. Das heutige Etmal beträgt 131 nm. Nachdem der Wind tagsüber auf 14 kn abflaut, frischt er gen Abend wieder auf 18 bis 22 kn auf.

Oskar und Nestor haben wieder ein Theaterstück vorbereitet, für das wir für 50 Cent Eintrittskarten kaufen (exclusiv…nach zwei verkauften Karten hält Nestor ein Ausverkauft-Schild in die Höhe) und mit Spannung am Abend erwarten. Wir werden nicht enttäuscht.

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag, 7.7.2017 (lustige Zahl, ob es heute wohl viele Trauungen gibt?), flaut der Wind ziemlich plötzlich auf 7 bis 8 kn ab und wir müssen wieder motoren. Hier ist ganz schön viel los. Waren es am Anfang nur Versorgungsfrachter zwischen Lissabon und den Azoren, kommen hier nun viele Frachter und Tanker auf dem Weg von und nach Gibraltar vorbei. Wir freuen uns mal wieder über unser aktives AIS, denn ausnahmslos jeder Frachter weicht unserem Segelbötchen unaufgefordert weiträumig aus. Das ist sehr erfreulich und angenehm! Kollisionskurse mit 15 kn schnellen 200m-Pötten haben uns schon manchen Schweißtropfen gekostet.

Wir rechnen damit, dass wir Samstag Nacht ankommen und machen uns für den Landgang schön. Es gibt eine – dank motoren – warme Dusche, welch Luxus. Heutiges Etmal 133 nm. Noch 170 nm bis zum Cabo dos Sao Vicente.
Wieder beisst ein Fisch an. Ein richtig dicker, er nimmt eine Menge Leine mit. Leider schafft er es, sich vom Haken zu befreien und verschwindet. Schade, Oskar ist sehr enttäuscht. Aber unser guter Tintenfischköder aus Le Ship aus Gustavia, St. Barth, taugt was, der dritte Biss. Die Fische müssen nur noch dran bleiben.

Oskar: Heute hat wieder ein Fisch angebissen. Er war wohl groß, denn er hat ziemlich viel Leine mitgenommen. Als er dann aufgehört hat Leine mitzunehmen, haben wir ihn eingekurbelt und gemerkt, dass er ziemlich groß sein muss, da wir nur sehr langsam einkurbeln konnten. Nach einer Zeit lang ging er dann leider wieder ab. Das war schon der zweite Biss während dieser Fahrt. Wir glauben, dass bei den Fahrten davor genauso viele Fische angebissen haben, wir es aber nicht gemerkt haben, da wird da noch keine Angel mit Rolle hatten. Die Rolle hat nämlich ein Alarmsystem.

Um 21.21 Uhr ist es so weit: Wir kreuzen unseren Kurs vom 16.9.2016 von Cascais nach Porto Santo! Die Atlantik-Umrundung ist komplett!!! Wir waren 10 Monate und 24 Tage damit unterwegs, das sind 327 Tage. Wir freuen uns und sind ganz schön stolz!

In der Nacht auf Samstag, 8.7.2017, hat es wieder ordentlich Wind. Dafür wenig Verkehr. Das ändert sich schlagartig, als wir um 0600 Uhr morgens das Verkehrstrennungsgebiet vor Cabo dos Sao Vicente erreichen. Fünf Autobahnspuren für dicke Frachter und alle sind voll mit dicken Frachtern, die Vorfahrt haben und viel schneller sind als wir. Da müssen wir uns durchwuseln.

Um 11.00 Uhr gibt es schon wieder Grund zu feiern. Der Plotter zeigt 10.000 nm an!!! Das sind 18.500 km, gesegelt mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von höchstens 11 km/h. 360 Tage sind wir insgesamt unterwegs. Ganz schön viel gesegelt in der Zeit.

Letztes Etmal um 1200 Uhr: 143 nm, wir werden immer schneller. Um 12.40 Uhr kommt Land in Sicht! Es ist bedeckt und ziemlich diesig, aber Klippen und Leuchtturm vom Cabo dos Sao Vicente sind gut zu erkennen.

Das europäische Festland hat uns wieder! Naja, nicht ganz, ein paar Meilen sind es noch. Um 13.50 Uhr kommt dann auch die erste Fischerboje von vielen in Sicht. Tagsüber ist man in einer Tour damit beschäftigt, diese Bojen – oft weiss mit weissen Fähnchen, also kaum zu sehen – zu umrunden. Nachts gibt es keine – komisch…
Eine Schule Delphine begleitet uns, wahrscheinlich die letzten, die wir auf lange Zeit sehen werden. Es ist immer wieder schön, ihnen zuzugucken.
Der Wind frischt immer mehr auf und kommt uns nach dem Cap mit bis zu 30 kn entgegen. Das hätten wir jetzt am Ende nicht unbedingt noch gebraucht. Wir arbeiten uns durch. Die Marina Lagos liegt am Ende eines langen Kanals, auf dem der Wind voll steht. Der 80 m lange Schwimmsteg an der Rezeption ist allerdings nicht zu verfehlen. Um 18.30 Uhr legen wir am Rezeptions-Pontoon der Marina Lagos an. Da sind wir wieder!

Freude macht sich breit und auch eine gewisse Wehmut. 827 nm seit Sao Miguel und 3762 nm seit Tortola, BVI sind wir gefahren. 10043 nm stehen insgesamt auf der Reise auf dem Plotter. Wir waren lange unterwegs und haben viel erlebt. Viele nette und interessante Menschen haben wir kennengelernt, die Crew der Step by Step 2, unsere lieben Steppies, mit denen wir die meiste Zeit zusammen unterwegs waren, die Familiencrews der „Reisegruppe Alemana“: Joemi, Eleonore, Croix du Sud und Ehrenmitglied Pierina aus England/Australien, und die Crews der Noah, Hamaka und Electra, mit denen wir ab Lanzarote und Gran Canaria und in der Karibik viel unterwegs  waren, und (chronologisch) der Cataluna, Agate, Willi aus Porz-Westhoven, Luna, Bird of Tuvalu, Noworries, Mizar, Freya, Trud, die netten Holländer auf Porto Santo, Richard Parker, Anyway, Freedom, Teamgeist, Far, Nemo, Capo di Fora, Njord, Seas the Day, Jerry, the Rigger, Kenny, den Segelmacher und Ex-Nationaltorwart auf Saint Lucia,  Ralf (Capricorn) auf seinem Charterboot auf Martinique, Mango, Entropy, Seacat und Martin auf Dominica,  Martin auf Guadeloupe, Helmut und Hannelore auf Antigua, Regina, Romone, Nalu, Wethomi, Orion, Harry in Horta, Mal Wieder, Paloma, Alua, Astrid, Wilhelm, Peta, Isabel und Mario vom WCC und viele mehr (sorry,  falls wir jemanden vergessen haben, wir ergänzen).

SY Diana mit den Gastlandsflaggen der Länder und Inseln,  die wir besucht haben (von unten nach oben): Niederlande, Belgien,  Frankreich, England, Spanien, St. Lucia,  Martinique fehlt da Frankreich,  Dominica, Iles des Saintes und Guadeloupe fehlen da Frankreich,  Antigua, St. Barth fehlt da Frankreich, Sint Eustatius fehlt  da Niederländische Antillen, St. Martin fehlt da Frankreich,  Sint Maarten,  BVI,  Bermudas,  Azoren,  je eine Flagge vom Peter Cafe Sport in Horta und der Marina Lagos. Die portugiesische Flagge hängt natürlich an unserer Steuerbordsaling.

Jetzt bleiben wir noch 5 Wochen in Lagos und genießen die Sonne.

Und kümmern uns ums Schiff, das nach der langen Zeit und Beanspruchung hier in die Werft geht. Unsere gute Diana hat uns treu und zuverlässig über den Atlantik und zurück gebracht.

SY Diana – die große Atlantikrunde

Hier noch einmal in besserer Auflösung zum Vergrößern:

 

Auf dem Weg von den Azoren nach Portugal

Die letzte Etappe von den Azoren nach Portugal legt die Diana nun ohne den ARC zurück. Damit ist leider auch das komfortable Tracking über yb nicht mehr möglich. Erstaunlicher weise zeigt aber Find Ship trotz der großen Entfernung zum Festland weiterhin die Position an. Auf dem Bild die Situation am 06. Juli 2017 um 6:00 UTC.

Seit Dienstag gibt es genügend Wind (5-6 Windstärken), allerdings kommen die Wellen von der Seite und machen das Segeln ungemütlich. Trotz der Reparatur in Horta auf den Azoren dringt in die Backbordkoje immer noch etwas Wasser ein. Da dort niemand schläft hält sich die Beeinträchtigung jedoch in Grenzen.

Am Samstag wird voraussichtlich das Kap in Sagres passiert, dem südwestlichsten Punkt des europäischen Festlandes. Dann geht es weiter an der Algarve zur Marina in Lagos. Dort endet die Reise dann nach ziemlich genau einem Jahr.

Auf nach Portugal

Blick von den Azoren nach Osten, dort liegt Portugal

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Heute, Sonntag 02. Juli 2017, legen wir um 12 Uhr ab für unsere letzte große Etappe. Wir wollen von der Azoreninsel Sao Miguel ans portugiesische Festland. Wir schätzen, dass wir ca. 7 Tage brauchen werden. Hier ist das Wetter in Ordnung, aber vor der portugiesischen Küste könnte nochmal richtig starker Wind kommen. Aber mal sehen, meistens sind die Vorhersagen nur für drei Tage im Voraus wirklich genau. Die amerikanische Yacht Freya, die neben uns lag, hat bereits gestern abend mit Ziel Lagos abgelegt und uns freundlicherweise über ihre Wetterberatung des amerikanischen Wettergurus Chris Parker informiert. Die SY Mal wieder will morgen abfahren, ebenso die Regina. Wir finden daher, dass wir uns mit der Wahl des Abfahrtzeitpunkts in guter Gesellschaft erfahrener Segler befinden und freuen uns auf die vorerst letzte große Überfahrt.

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