ARC Europe I: BVI nach Bermuda 11.-13.5.2017
6. Tag, Donnerstag, 11.5.2017:
Elke: Wir haben wieder Wind! Die Diana gleitet unter Segeln dahin. Weil für heute Nacht Starkwind angesagt ist, rüsten wir uns und machen wir das Schiff noch seefester. Es wird aufgeräumt, weggestaut und verzurrt. Die Vorhersagen sind sich nicht ganz einig, die ARC-Wettervorhersage sagt 30 kn Wind mit Böen bis 37 kn voraus, zygrib 29 kn Wind mit Böen bis 32 kn und Wetterwelt 31 kn mit Böen bis 39 kn und später Böen mit weit über 40 kn (bei abflauendem Wind um 15 kn…???).
Heutiges Etmal: 122 nm.
Wir lauern während der Nachtwache auf den Starkwind, es hält sich aber mit 20 bis 25 kn raumen Wind in Grenzen. Auf dem Plotter sehen wir das tröstliche AIS-Signal der Nalu einige Meilen voraus. Wenn es die Entfernung zulässt, funken wir auch gelegentlich. Schön, in der Einsamkeit nette Gesellschaft zu haben!
7. Tag, Freitag, 12.5.2017
Elke: Am Morgen wird es dann tatsächlich ungemütlicher, 30 kn Wind mit Böen bis 37 kn und ziemlich hohe Wellen, Wir werden ganz schön durchgeschaukelt. Der Wind heult durchs Rigg. Glücklicherweise soll der Spuk maximal 6 Stunden andauern, mal sehen.
Bisher hatten wir 2 Tage schönen raumen Wind, 2 Tage Flaute, jetzt Starkwind, es ist von allem etwas dabei. Mal schauen, was noch kommt. Angesagt sind 14 bis 16 kn aus Nord (=von vorn), weshalb wir vorsorglich etwas Höhe nach Westen gemacht haben.
Wir frühstücken erst einmal gemütlich und stellen die Uhr eine Stunde auf Bermuda-Zeit vor (UTC -3): Die Gastlandsflagge fällt mir ins Auge, immer noch BVI, sie müsste eigentlich gewechselt werden, aber jetzt mag ich nicht.
Draußen sieht man brechende Wellen, Wolken und Gischt. Und gelegentlich etwas Sonne.
Gestern haben wir eine Seeschwalbe gesehen und ein paar fliegende Fische. Zoologisch gesehen sind Atlantiktörns – wie gesagt – ziemlich mager. Für die Botaniker: Es kommt ziemlich viel Seegras vorbei, die Sargossasee ist dafür bekannt. Besonders ansehnlich ist Seegras allerdings nicht, blassgrün mit gelben Knötchen. Ob man es essen kann, wissen wir nicht, es sieht jedenfalls nicht besonders lecker aus.
Angeln fällt heute aus, selbst Oskar hat keine Lust, auf dem tanzenden Deck mit einem Fisch zu kämpfen. Wir schauen uns lieber gemeinsam die Fischbücher der Kinder an und suchen die Fische, die wir beim Schnorcheln gesehen haben.
Laut Wettervorhersage dreht der Wind am Vormittag auf Nord und flaut deutlich ab. Der Winddreher tritt ein, aber von Abflauen ist nichts zu spüren. Wir motoren gegen 20 bis 27 kn und ca. 4-6 m hohe Wellen an. Da wackelt alles und wir kommen kaum voran. Unsere Geschwindigkeit reduziert sich auf 2,5 kn. Frustrierend, bei dem Tempo dauert es ja noch ewig!
Der Wind nimmt sehr, sehr langsam ab und wir schieben uns Richtung Bermuda. Den Gedanken an die Willkommensparty am Freitag Abend haben wir schon lange aufgegeben. Um 23.00 Uhr sehe ich erstmals Lichter, einen Leuchtturm auf Bermuda! Und in genau 25 nm Entfernung werden wir von Bermuda Radio angefunkt. Eine freundliche Stimme teilt uns mit, dass sie uns auf dem Schirm hat. Sehr beruhigend, zumal jetzt plötzlich der Motor Zicken macht. Die Drehzahl geht runter und wieder hoch und runter und hoch. Öfter mal was Neues. Markus vermutet, dass durch großzügige Grotamar-Gaben zu dem Sprit aus den Kanistern ziemlich viel Dreck gelöst aufgewirbelt wurde, der jetzt die Filter verstopft. Wir hoffen, dass der Motor hält und wir uns nicht nach Bermuda schleppen lassen müssen.
Es klappt! Um 03.26 Uhr fahren wir über die Finish Line (stimmt, da war noch diese Regatta, uns geht es aber nur noch ums Ankommen) und um 04.00 Uhr fällt der Anker im Powder Hole vor St. Georg. Kurz nach uns lässt auch die Nalu den Anker fallen. Angekommen! Sind wir froh! Sogar die Kinder stehen um 04.00 Uhr auf und feiern mit. Ich hänge tatsächlich noch die Gastlands- und die gelbe Quarantäne-Flagge auf. Nach kurzer Feier geht es todmüde in’s friedliche Bett zum open end Schlaf.
Am nächsten Morgen:
Das schlechte Wetter hat auch am Ankerplatz seinen Tribut gefordert, eine Swan ist auf Grund gelaufen, obwohl die Crew an Bord war. Wetterwelt hatte Recht: Auf Bermuda gab es in der Nacht Böen bis 50 kn. Die bereits angekommenenen ARC-Crews haben sich große Sorgen um uns gemacht, aber tatsächlich waren wir draußen besser aufgehoben.